EU-Offshore Strategie
Aufwind für Offshore - Online Diskussion zur europäischen Offshore-Strategie
Am 18. November 2020 veranstaltete die IHK Nord online ein weiteres Nordic Breakfast Digital, diesmal zum Thema „EU-Offshore Strategie: Norddeutschlands Küsten im Fokus für erneuerbare Energie in Europa“.
Der Zeitpunkt der Veranstaltung fiel mit dem Tag der erwarteten Veröffentlichung der europäischen Offshore-Strategie durch die EU-KOM zusammen und sorgte daher bei den knapp 80 Teilnehmern für großes Interesse und rege Diskussion.
Niklas Nienaß, MdEP und Schirmherr der Veranstaltung, unterstrich direkt zu Beginn die Schlüsselrolle der Offshore Energie zur Erreichung der Ziele des Green Deal. Offshore Energie sei „der Impfstoff der Klimakrise“, betonte er in Anlehnung an die aktuelle COVID Pandemie, aufgrund derer die Veranstaltung erneut online stattfand. Für die Offshore Energie habe sich der Wind gedreht, so Nienaß weiter. Um die von der EU-KOM geplanten enormen Ausbauziele der Offshore Energie umzusetzen, seien nun vor allem grenzüberschreitende Projekte im Offshore Bereich voranzubringen. Zusammenfassend zeigte sich der Schirmherr optimistisch: „Norddeutschland wird eine wichtige Rolle zur Erreichung dieser Ziele spielen“.
Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern, erläuterte anschließend, dass Norddeutschland diese wichtige Rolle bereits intus habe. Ein erfolgreicher Ausbau der Offshore Energie sei aber auch abhängig von Kompromissen in der maritimen Raumordnung. So seinen zahlreiche Nutzungskonflikte zu lösen, beispielsweise im Hinblick auf den Tourismus oder die Fischerei. Notwendig seien ebenso grenzüberschreitende Standardisierungen der Technik. Minister Pegel schloss mit dem Appell, dass auch die industrielle Forschung gefördert werden müsse. Diese solle bevorzugt in der Nähe der Küsten stattfinden.
Diesen Appel griff Prof. Dr. Martin Skiba, Vorstandsmitglied der Stiftung Offshore Windenergie, direkt auf. Er stellte das nationale Testfeld Offshore vor, welches sich ca. 10 km vor der Küste von Warnemünde befindet. Entsprechende Pilotwindenergieanlagen seien wichtig zur Serienumsetzung technischer Innovation, da diese zunächst sogenannte TRL (Technology Readiness Level) durchlaufen müssten vor einem flächendeckenden Einsatz. Auch er identifizierte die Flächensicherung als eine der zentralen Hürden des Ausbaus. Ebenso sei ein finales Ausschreibungskonzept zu entwickeln.
Offshore wind power and energy farm with many wind turbines on the ocean
Im Rahmen seines Beitrages zum Thema „Offshore Wind größer denken“ stellte Volker Malmen, Geschäftsführer Orsted Wind Power Germany GmbH, zunächst das Unternehmen kurz vor. Orsted mit Hauptsitz in Dänemark sei Weltführer im Bereich der Offshore Energie und investiere rund 5 Mrd. Euro in seine deutschen Standorte in Hamburg, Norden-Norddeich und Berlin. Mit dem Green Deal verfolge die EU-KOM einen ganz neuen Ansatz für Offshore Windkraft in Europa, welcher verbunden sei mit einer höheren Ausbaurate aber auch mit einer anderen Risikoteilung. Für die Umsetzung dieses Ansatzes seien vor allem überregionale Netze notwendig. Es müsse grenzüberschreitend, jedoch auch mit regionalen Koordinierungsstellen geplant werden. Besonders ausschlaggebend sei eine effektive Sektorenkopplung, beispielsweise im Bereich des Wasserstoffs.
Auch in der darauffolgenden Diskussion, die von Alexander Anders, Geschäftsführer der IHK Nord, moderiert wurde, spielte das Thema Wasserstoff eine zentrale Rolle. Insbesondere wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern eine sinnvolle Verknüpfung von EU-Wasserstoffstrategie und Offshore-Strategie hergestellt werden könne. Volker Malmen betonte insoweit, dass hier andere Länder, beispielsweise UK oder die USA bereits deutlich weiter wären in der direkten Verknüpfung von Wasserstoff und Offshore. In Zukunft könne es jedoch auch sein, Wasserstoff direkt offshore zu produzieren und mit dem Gasnetz an Land zu verbinden.
Im Rahmen des Gesprächs wurde ebenfalls der Einsatz schwimmender Windenergieanlagen diskutiert. Volker Malmen wies darauf hin, dass diese noch nicht direkt auf See gefertigt werden können, was einen Einsatz aktuell noch erschwert. Allerdings böten diese gute Einsatzmöglichkeiten für Länder, deren Küsten aufgrund der Bodenverhältnisse nicht für feste Anlagen geeignet sein. Dies seien beispielsweise Japan und Südkorea aber auch Portugal.
Schirmherr Niklas Nienaß fasste am Ende der Diskussion kurz zusammen, dass Norddeutschland durch seinen technischen Vorsprung in der Offshore Technik bereit sei, einen großen Beitrag für den europäischen Ausbau der Offshore Energie zu leisten. Wichtig seien auch zielgerichtete Partnerschaften, zum Beispiel mit den baltischen Staaten. Insgesamt seien grenzüberschreitende Projekte im Offshore Bereich die Verkörperung einer gelebten europäischen Idee.
Niklas Nienaß, MdEP
Nebenstehend finden Sie die Präsentationen, die während der Veranstaltung gezeigt wurden.