17.12.2020
© Axel Bueckert
Wirtschaft im Norden braucht in der Krise einen Stabilisierungsmechanismus
„Die Entscheidung der Politik für einen „harten Lockdown“ ist angesichts der jetzigen Fallzahlen und der bevorstehenden Feiertage wohl leider nicht zu umgehen gewesen. Es bleibt zu hoffen, dass die getroffenen Maßnahmen eine nachhaltige Wirkung entfalten und dass mit rückläufigen Infektionszahlen das Wirtschaftsleben im Norden wiederbelebt werden kann,“ erklärt Präses Janina Marahrens-Hashagen, Vorsitzende der IHK Nord.
Aktuell wird die norddeutsche Wirtschaft erneut mit voller Wucht und Härte getroffen. Viele Betriebe kämpfen um das Überleben oder mussten den Kampf bereits aufgeben. Die IHKs im Norden fordern schon lange, die staatlichen Hilfsgelder schnell und unbürokratisch an die betroffenen Branchen auszuzahlen – leider steht die umfassende Auszahlung der Novemberhilfen noch aus, zum Großteil werden diese erst im Januar 2021 ausgezahlt. Teils werden Antragsteller nicht über längere Wartezeiten informiert, was eine zusätzliche Verunsicherung herbeiführt. Daher sollte der Zeitrahmen der Corona-Zuschüsse seitens der Politik transparenter kommuniziert werden. Neben den Unternehmen, die von den Hilfen – wenn auch spät – profitieren, gibt es nach wie vor eine große Gruppe, die durch das Raster fällt. Das politische Bekenntnis, alle betroffenen Unternehmen zu unterstützen, muss entschlossener umgesetzt werden. Eine deutliche Ausweitung der Möglichkeiten des Verlustrücktrags wäre dazu ein wichtiges Instrument.
„Anders als bei dem Lockdown im Frühjahr und der Light-Variante im November ist es nun nach den ersten Ad-hoc-Maßnahmen an der Zeit, ein tragfähiges und langfristiges Konzept für die Pandemiebekämpfung vorzulegen. Andersfalls besteht die Gefahr, bis zum Sommer 2021 in einer Lockdown-Schleife zu verharren. Leider ist ein solches Konzept bisher nicht erkennbar“, ergänzt Janina Marahrens-Hashagen.
Nach den Maßnahmen und Unternehmenshilfen, die das Ziel hatten, die Folgen der Corona-Krise kurzfristig abzufedern, braucht die norddeutsche Wirtschaft jetzt einen zielgenauen, gerechten und langfristigen Mechanismus, der diese und weitere Krisen durch eine entsprechende Wirtschaftspolitik eindämmen kann.
„Bei vielen Unternehmen aus dem Einzelhandel sowie der Hotellerie und Gastronomie schwindet die Akzeptanz für die getroffenen Maßnahmen. Viele haben stark in umfangreiche Hygienekonzepte investiert, die nun hinfällig sind – dazu werden die Unternehmenshilfen nicht wie erwartet zügig genug ausgezahlt. In den norddeutschen Innenstädten ist der Strukturwandel schon deutlich spürbar. Viele Geschäfte werden im Januar ihre Türen nicht mehr öffnen. Es braucht nun mehr als kurzfristige Unterstützung,“ so Janina Marahrens-Hashagen abschließend.